Pfarre

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Auf dem Weg zwischen Zwettl und Groß Gerungs liegt 727 Meter über dem Meeresspiegel, nach Osten hin, der „österlichen“ Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs, die Kirche von Etzen. Bereits um 1200 entstand die erste Kirche als Filiale von Zwettl. Etzen selbst wird erstmals um 1300 erwähnt.

Der Ortsname, der den althochdeutschen Personennamen Otzo beinhaltet, geht, vom Genetiv (-en) geprägt, auf den Umstand zurück, dass das Grundwort, etwa –bach (bei einem Gewässernamen), -schlag (bei einem Rodungsnamen), -dorf (bei einem Siedlungsnamen), … nicht mehr ausgesprochen worden ist und der ihm vorstehende, ihn auszeichnende Personen- bzw. Besitzername im Genetiv allein zurückblieb.

Im Gültbuch des Stiftes Zwettl ist Etzen erstmals um 1311 namentlich verbürgt, und mit den Zisterziensern von Zwettl wird Etzen die bisherige Geschichte hindurch verbunden bleiben, zunächst in jener Zeit, was die Grundherrschaft betrifft, zuletzt in diesen unseren Tagen, was die Pfarrseelsorge angeht.

Unter Abt Otto I. (1304 – 1325) gab Herzog Friedrich dem Stifte alle Rechte, die er über das Dorf Etzen hatte. Etzen wurde auch zu einem Amt der Stiftsherrschaft Zwettl.
So ist 1335 eine Schenkung von Einkünften an das Zisterzienserkloster Zwettl im „Reuthof“ bei Etzen durch Albero und dessen Gattin Katharina von Ottenstein urkundlich belegt.

Firmung 2014 in Etzen mit Kath. Nuntius Zurbriggen

338 wird Otzen, auch „Oezzen“ genannt, mit Marbach und Schweiggers und anderen als Pfarre erwähnt, deren Patron der Pfarrer von Zwettl war, wobei sich schon im Pfarrverzeichnis des Bischofs zu Passau, Otto von Lonsdorf, Otzen als eigene Pfarre findet.
So wird von Gütern und Gülten zu Meinharts in der Oezinger Pfarre „erzählt“ (1422) und Oetzen erneut mehrmals als eine Pfarre „be-zeichnet“ (etwa 1429).

Nach der Errichtung der Propstei von Zwettl (1483) sorgte sich der Propst um die Seelsorge in der Pfarre der Stadt und deren „Tochterpfarren“.
Im Jahr der Abdankung von Kaiser Karl V. (1556) starb in Etzen der Pfarrer Stefan Kanzler, dessen Nachfolger Gregor Fuchs wurde. Dieser bedauerte sich selbst als „armes Pfärrlein“, und andere urteilten über ihn, er sei ein Hussit, der bei den Predigten den Katechismus von Luther aufgeschlagen habe.

Sein Nachfolger Laurenz Stelzer lebte in Etzen in demselben armseligen Zustand. 1614 wurde er auch Pfarrer von Marbach und 1619 übersiedelte er dorthin.
Damit hörte Etzen auf selbständig zu sein und blieb bis vier Jahre nach dem Tode von Maria Theresia (1784) unbesetzt. In dieser Zeit ist Etzen, von Marbach mitbetreut, stark unter protestantischen Einfluss geraten.

Gegen den Widerstand des Pfarrers von Marbach, der auch die Pfründen behielt, erbaten die Bewohner von Etzen wieder einen eigenen Seelsorger. Die von Kaiser Josef II. angeordnete Pfarr-Reform kam ihnen zu Hilfe. Am 11. Mai 1784 wurde die Pfarre Etzen wieder errichtet und von der Propstei nun dem Zisterzienserstift Zwettl inkorporiert, das noch immer die Grundherrschaft ausübte. Erster Pfarrer wurde der Weltpriester Franz Miedler.

Abt Rainer II. Sigl (1776 – 1786) hatte in Etzen für einen Pfarrhof und eine Schule zu sorgen und den Seelsorger zu entlohnen. So wirkten Zisterzienser aus dem Stift Zwettl in Etzen als Pfarrer.


Die Seelsorger im letzten Jahrhundert an der Schwelle zum dritten Jahrtausend waren:

  • P. Severin Berger (1881 – 1916; + 10.9.1918)
  • P. Heinrich Daniel (1916 – 1923; + 17.9.1937)
  • P. Adolf Schinko (1923 – 1930; + 8.9.1953)
  • P. Berthold Friemel (1930 – 1934; + 6.11.1950)
  • P. Edmund Hammerschmid (1934 – 1935; + 6.2.1975)
  • P. Lambert Koppensteiner (1935 – 1945; + 28.10.1960)
  • P. Eberhard Hahn (1945 – 1961; + 7.12.1969)
  • P. Gilbert Lipp (1961 – 1964; + 20.12.1988)
  • P. Ambros Witzmann (1964 – 1969; + 23.1.1977)
  • der spätere Abt Dr. P. Paulus Winkelbauer (1969 – 1970; + 18.2.2008)
  • P. Adalbert Strohmaier (1970 – 1991; + 6.9.1993)
  • Ing. P. Josef Holl (1991 – 1993)
  • Prior P. Gregor Bichl (1993 – 1994)
  • und der derzeitige Krankenhausseelsorger in der Stadt Zwettl Dr. P. Martin Strauß (seit 1994).

Zur Pfarre gehören die Orte Etzen und Groß Meinharts mit Blumau, Josefsdorf und ein Teil von Obe Neustift sowie Häuser von Ober Rosenauerwald. Im Pfarrbereich liegen die beiden Kapellen zu Ehren des hl. Johannes des Täufers (Oberneustift) und zu Ehren der Königin aller Heiligen Maria (Oberrosenauerwald/Blumau), ebenso gibt es in Josefsdorf eine Hauskapelle zu Ehren des heiligen Josef. In Groß Meinharts werden Gottesdienste im Haus der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr unter einem Bildnis des hl. Florian gefeiert.


Pater Martin

Die Pfarrkirche selbst ist dem heiligen Laurentius geweiht.
Apsis und Langhaus gehen auf eine romanische Anlage aus dem 13. Jahrhundert zurück, im 15. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff verlängert und durch Turm und Sakristei erweitert, gegen Ende des 18. Jahrhunderts ward die Kirche barockisiert, die Westempore eingebaut und der Turm umgestaltet. Die Orgel ziert ein spätbarockes Gehäuse.

Den aus marmoriertem Holz bestehenden Hochaltar zeichnet ein schönes Ölgemälde aus der Schule des Kremser Schmidt aus, gleichsam eine „Apotheose des heiligen Laurentius“.
Je seitlich davon sind die kleinen spätbarocken Figuren des hl. Leonhard und des hl. Florian.
Bedeutsam und alt ist mit der Tür, die noch originale Eisenbeschläge trägt, das spätgotische Sakristeiportal in Schlüssellochform aus dem Stein des Waldviertels: dem Granit.

Dazu bemerkenswert und neu ist aus demselben Stein der vom Pfarrer von Traunstein Josef Elter geschaffene Volksaltar, der das älteste christliche Symbol des Waldviertels aufweist: das Scheibenkreuz. Qualitätvoll sind auch eine Pieta und ein großes Kruzifix neben der Kanzel.

Die lebendigen Bausteine erzählen in einem großen heiligen Rhythmus vieler Generationen durch nunmehr 675 Jahre von einem immer wieder in menschliches Fleisch und Blut gelungen und missraten übersetzten Taufsein und von einem in dieser kleinen alten Pfarre ge- und er-lebten und dem Heiligen Geiste jeweils neu abgerungenen Christentum.

An den Geburtstag der Kirche erinnert die liturgische Feier von Pfingsten. So erwies der Pfarre Etzen, wahrscheinlich einmalig in ihrer Geschichte, der Vertreter des Heiligen Vaters in Österreich, der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Peter Stefan Zurbriggen die Ehre seines Besuches am Pfingstsamstag, dem 7. Juni 2014, um mit der Pfarrgemeinde einen festlichen Dankgottesdienst zu feiern und in dessen Rahmen acht jungen Menschen das Sakrament der heiligen Firmung zu spenden. Danach nahm er sich bei einer Agape Zeit zu Fotos und persönlichen Gesprächen und zeigte sich nach einem gemütlichen Mittagessen beim Abschied von Etzen sehr beeindruckt und angetan.

Ein weiterer Höhepunkt in diesem Jahr war der Festgottesdienst der Pfarre in der Zwettler Stiftskirche am Sonntag, dem 22. Juni, „875 Jahre Stift Zwettl – 675 Jahre Pfarre Etzen“, mit anschließender Agape im Abteihof, wozu auch die ehemaligen Sängerknaben des Klosters, die an diesem Tag sich trafen, und alle Mitfeiernden herzlich eingeladen waren. Die Liturgie wurde, wie am Pfingstsamstag, von den Volksschulkindern, einem Jugendchor und der Musikkapelle Groß Gerungs musikalisch mitgestaltet. An beiden Tagen zeigte auch die Stadtgemeinde Groß Gerungs ihre Wertschätzung durch die Anwesenheit des Bürgermeisters.

Nicht zurückzublicken, um vorwärtszustolpern, sondern um aus den Quellen für die Zukunft mit einer Jugend frohen Mutes zu schöpfen, ist und heißt der Beweggrund, sich gemeinsam des anvertrauten Erbes zu be-sinnen und zu neuem Auftrag, zu frischer Aussaat, in der Äußerung solcher Feiern zu er-innern!

Dr. P. Martin Strauß


ca. 600 Katholiken
Hl. Messen:
Sonn- und Feiertage: 09.00 Uhr
      

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